Das Blaue Eck lässt lesen
Peter Kurzeck


Beim Leseabend


Im Gespräch


Nach der Lesung

Heimatgeschichten, Peter Kurzeck hat in einer gemeinsamen Veranstaltung der OVAG mit dem Geschichtsverein in Freiensteinau, am Donnerstag, dem 10. September 2009, um 19:30 im Bürgerhaus gelesen.

Peter Kurzeck, gekürt zum ersten „Landschreiber“, zum „Chronisten von Oberhessen“: Ein Geschichtsschreiber über das dörfliche Leben nach dem Krieg. In brillanter Sprache beobachtet er das ländliche Leben, seziert gleichsam den Alltag, das Gewöhnliche, das anscheinend Unbedeutende.

Seine Zeit auf einem Dorf bei Gießen, sein Ausbruch in die Städte, sein Leben in Frankfurt. Zu einer großen autobiographisch-poetischen Chronik sind seine Romane über sein „Schicksalsjahr“, 1984, angewachsen. Seine Jahre verteilt auf alle Jahreszeiten. Die Titel verraten es. „Kein Frühling“– „Ein Kirschkern im März“– „Ein Sommer, der bleibt“ – „Oktober“ - „Übers Eis“. 

Seit Peter Kurzeck besitzt das literarische Genre „Heimatliteratur“ einen neuen Stellenwert, denn dieses ganz und gar verrufene Genre wird durch die Romane von Peter Kurzeck „Nobiliert“, wie die Jury zur Verleihung des Georg-Christoph-Lichtenberg-Preises des Landkreises Darmstadt-Dieburg ihre Wahl begründet hat.

Unverwechselbar seine Sprache: Keine Satzungeheuer, keine Ausschweifungen, keine Nebenwege. Immer den Blick nach vorn gerichtet, von vorne anfangen: „Keine Kuh wird mit seitwärts gewandtem Kopf mehr als drei Schritte vorwärts schreiten.“

Klein sind seine Schritte vorwärts, Einfach und klar erscheint das alles, Aufzählungen, Satzteile, anscheinend abgehackt herausgestoßen. Die „Tu-Wörter“ sind oft nicht notwendig.  Man vermisst sie nicht. Und wer fragt schon nach dem Subjekt eines Satzes. Die vertraute Anrede des eigenen Ich mit Du.

Zeitgeschichte, faszinierend enthüllt in winzigsten Details. Bilder von Menschen und Tieren, von Farben und Gerüchen, und plötzlich, gleichsam unvermittelt, Reflektionen, philosophische Blicke in die Seele: „Schausteller sind wir, spielen jeden Abend ums Leben, ums Brot“ -„Nach jedem Schluss kannst du von vorn anfangen, dich zu erklären. - „Nur geliehen die Zeit“. 

Man wird unweigerlich hineingezogen in den Sog seiner Beobachtungen, den Sog dieser dichten Sprache. So sehr verdichtet, seine minutiösen Schilderungen. Dichtung auf jeden Fall. Gedichte, Geschichte, die Peter Kurzeck in seinen Lesungen voller Spannung lebendig werden lässt.

Und wenn er gar einen ganzen Roman erzählt, aus dem Gedächtnis, „auswendig“, den Roman der Geschichte seiner Kindheit, dann wird sich mancher Zuhörer vorkommen wie im Alten Griechenland, völlig gebannt von der Ausdruckskraft des Wortes, vom Gesang eines Rhapsoden, von den Erzählungen eines Barden, nur dass es dabei um hessische, um oberhessische, um unsere eigene Geschichte geht.

Text erstellt von Manfred Dahmer, Freiensteinau Reichlos, im Juni 2009

Zurück zur Seite Projekte oder zur Seite Willkommen!